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Elsbeth Dreyer-Mani

von Trub, in Weissenburg, Steini, mit Aufenthalt in Erlenbach, Lindenmatte

geb. 5.11.1929; gest. 27.2.2020; best. 6.3.2020

Am 5. November 1929 erblickte Elsbeth als drittes Kind von Willhelm und Bertha Mani- Ueltschi auf der Egg zu Weissenburg das Licht der Welt. Ihre älteren Brüder Werner 1923 und Walter 1925 waren gut zur kleinen Schwester. Alle wurden geprägt von der Arbeit auf dem Bauernhof, dazu hatten sie einen guten Zusammenhalt in der Familie. Die dreißiger Jahre waren hart, und als im 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, und die Dienstpflichtigen Männer wie auch Pferde eingezogen wurden, bedeutete dies, dass die Daheimgebliebenen einander halfen bei der Arbeit. Da waren auch Kinderhände gefragt. Diese Ereignisse prägten meine Mutter sehr, sie erzählte oft wie bei gefrorenem Boden das Rumpeln und Donnern der Geschütze aus dem Elsass bis hier zu hören gewesen sei. Sie hatte während dieser Zeit viel Angst und war dementsprechend erleichtert als am 8. Mai die Kirchenglocken läuteten, und das Kriegsende verkündet wurde, so dass ihre Brüder auch aus dem Dienst Heim kamen. Die Schule besuchte Elsbeth in Därstetten. Sie ging gerne zur Schule das Singen und Zeichnen machte ihr Spaß, ebenso das Schreiben von Aufsätzen. Von der dreitägigen Schulreise in der Oberschule über den Rawylpass berichtete sie immer wieder, wie sie Durst hatte und aus einem "Gräbli" Wasser trank, obschon der sonst so in Ehren gehaltener Oberschullehrer Herr Odenbach dies streng verboten hatte. Er erwischte sie und es gab zünftig Schelte. Als sie dann in Crans ankamen, wo die ganze Klasse bei Mutters Gotte, die mit ihrer Familie ein Hotel betrieb, beherbergt wurde, war der Zwischenfall mit dem Gräbliwasser wieder vernarbt. Konfirmiert wurde Elsbeth durch Pfarrer Hauswirth hier in unserer Kirche.

Nach der Schulzeit arbeitete Sie, wie es damals üblich war, zu Hause auf dem Bauernbetrieb. Auf einmal hatte Elsbeth den Wunsch in der Westschweiz eine Stelle zu suchen um die französische Sprache zu erlernen. Ihr Weg führte sie über die Saanenmöser nach Château d`Oex. Dort fand sie in einem Haushalt eine gute Stelle, jedoch war am Anfang das Heimweh fast unerträglich. Dank guten Meistersleute gewöhnte sie sich allmählich ans Fremde. Doch nach vier Monaten kam die Nachricht, zu Hause sei eine Magd weggelaufen und sie würde dringend benötigt. Ihre Meistersleute hatten Verständnis und liessen sie nach Hause. Sie erzählte manchmal noch wie doch das Leben sei: Als sie nach Château d`Oex ging, weinte sie vor Heimweh, und als sie wieder nach Hause ging, weinte sie weil die Meistersfrau so gut zu ihr war. Meine Mutter ging nachher nie mehr fort. Sie arbeitete forthin auf dem elterlichen Betrieb in ihrer Familie, die sie sehr schätzte. Eine Leidenschaft war das Singen im Gemischten Chor von Weissenburg, und das Laientheater, wo sie sich in manch aufwändige Rolle hineinlebte und so freie Stunden mit ihrem Bruder Walter genoss. Als Bruder Walter sein Greti heiratete waren sie zusammen im gleichen Haushalt. Sie verstanden sich gut und Mutter sagte immer, Greti habe ihr die Schwester ersetzt. Am 28. September 1963 heiratete sie ihren Nachbarn Gottlieb Dreyer. Mein Vater war Schneider, und sie mussten sich für eine Wohnung umschauen. Fritz und Ruth Wyss hatten damals in ihrem neuen Haus im Kleeboden eine zweite Wohnung und boten diese meinen Eltern an. Sie fühlten sich dort wohl. Am 12. September 1964 kam ich im Spital Erlenbach in einer harzigen Geburt zur Welt. Marthi, die Frau von Bruder Werner, war Hebamme. Sie hatte wie in -zig anderen Geburten mit ihrer Fachkenntnis ihre guten Dienste geleistet. Im Jahre 1966 konnten Sie die obere Wohnung in Vaters Elternhaus erwerben und so zogen wir im April 1969 ins Steini. Mutter hatte Freude wieder in der Nähe ihres Elternhauses zu sein, und der Vater war froh wieder seine eigenen vier Wände zu haben. Gottlieb hatte als Schneider ein bescheidenes Einkommen, und so war die Mutter gefragt um möglichst viel aus ihren Gärten zu gewinnen. Auch das "Kartoffelacherli" war ein geliebtes Stück Erde. Elsbeth musste viel mit fertig genähten Kleidern zur Kundschaft. In der Gemeinde zu Fuss und sonst mit dem Zuge, was sehr zeitaufwändig war. Wenn die Kundschaft ein Einsehen hatte, führte der Weg nur bis zur Post. Mutter half im Sommer ihren Schwägerinnen und Bruder Werner bei der Heuernte. Ihr Bruder Walter war da mit dem Vieh auf der Alp, nach einer Gewitternacht kummerte sie manchmal um ihn, seufzte und sagte: „U äch däm Wälti u däm Veh wiä gits äch denä“? Im 1974 erkrankte Elsbeths Schwiegermutter. Nach verschiedenen Spitalaufenthalten wollte sie unbedingt Heim kommen, und so hat Elsbeth die Pflege übernommen und ihr den Wunsch möglich gemacht, dass sie im April 1975 zu Hause sterben konnte. Natürlich war da die tatkräftige Hilfe von Mutters Schwägerin Marthi, die damals als Gemeindeschwester tätig war, eine wertvolle und nötige Unterstützung. Mutter unterstützte mich stets in Sachen Hausaufgaben und Schule. Sie motivierte mich. Das war auch nötig denn ich war ein widerspenstiger Schüler. Mutter hatte das Stricken als Hobby und so strickte sie Jacken, Pullover, Socken und allerhand mehr. Nach dem Tod der Schwiegermutter unterstützte sie ihren Schwiegervater, der noch ca. fünf gute Jahre hatte bis auch er der Pflege bedurfte. Mutter pflegte auch ihn, allerdings konnte sie ihm den Wunsch zuhause zu sterben dann nicht erfüllen, da ein medizinisches Problem auftrat. Mein Vater schätzte die Arbeit seiner Elsbeth sehr, er war froh, dass er eine bescheidene Frau hatte, deren das zu Hause am Herzen lag. Sie unternahmen mitunter eine Reise mit der Bahn ins Tessin, nach Genf oder einfach quer durch die Schweiz. Das lüftete dem Vater den Kopf von seiner kniffligen Näharbeit und sie genossen die Zweisamkeit. Nach etlicher Zeit kamen manchmal übers Wochenende Guggisbergs Hansruedi und Friedi aus Oberscherli in Grossvaters Wohnung. Es waren liebe Leute mit denen man sich sofort verstand. Da meine Eltern nie mobil waren, genossen sie es, wenn Guggisbergs mit ihnen einen Ausflug machten. Auf vielen Bergen haben sie zusammen unvergessliche Stunden verbracht. 2003 als das erste Grosskind, Toni, zur Welt kam, hatten sie grosse Freude. 2006 freuten sie sich über das Mädchen Ronja und 2007 über das dritte Grosskind Dunja. In der Zwischenzeit war Gottlieb schwer erkrankt und Mutter pflegte ihn mit sehr grosser Hingabe. Mutter kam mit dieser Pflege ans Limit, und ohne Spitex wäre es unmöglich gewesen. In voller Aufopferung hat sie sich um ihr liebes Godi gekümmert bis er am 24. November 2007 nach 44 gemeinsamen Jahren zu Hause sterben konnte. Für Mutter kamen auf diese Aufopferung hin schwierige Zeiten."D'Längizyti" nach ihrem Godi plagte sie, eine Hüftoperation kam dazu, doch allmählich rappelte sich Mutter wieder zwäg. Die Nachbarin Ruth Jaggi in der hintern Haushälfte war oft ein hilfreicher Aufsteller. Mit ihrer fröhlichen Art brachte sie Mutter auch in schwierigen Momenten wieder zum Lachen. 2011 hatte ein künstliches Kniegelenk Komplikationen gebracht, so dass sie von der Spannung der Prothese einen Oberschenkelbruch erlitt. Nach langer Reha konnte sie dank ihrem Willen wieder nach Hause. Sie freute sich, wieder in ihren vertrauten Wänden zu sein. Eine bittere Pille war für Mutter, als Jaggi Ruth und Hanspeter in eine Alterswohnung nach Zweisimmen zogen. Sie vermisste Ruth mit ihrem aufstellenden Wesen sehr. Die Grosskinder gingen manchmal zu ihr spielen, worüber sie sich freute. All die Jahre vergnügte sie sich bei guter Witterung auf dem Läubli, strickte, bewunderte den Garten und freute sich an der Natur. Viel telefonierte sie mit Emmi Ueltschi im Tal, die zwei verstanden sich gut. Allmählich wurde der Mutter der Haushalt zu viel, und Lydia brachte ihr, da sie die lange Treppe nicht mehr gut gehen konnte, das Essen hinauf an ihren Tisch. Elsbeth ging nur noch selten von Haus, doch auf den Mittagstisch einmal im Monat, freute sie sich sehr. Mutter hatte mit der Demenz zu kämpfen und mehr und mehr wurde sie unselbständiger, so dass sie immer stärker betreut werden musste. Die Spitex ist eine nicht wegzudenkende Organisation, wofür wir an dieser Stelle, herzlich danken. Ohne Lydia und ohne Spitex hätte Mutter schon längst ihren geliebten Wohnsitz verlassen müssen. Am 17. Juli letzten Jahres stürzte Mutter neben dem Bett und musste in Spitalpflege gebracht werden. Ihre Beine mochten sie kaum mehr zu tragen, so dass ein Zurückkommen in ihr geliebtes Heim leider unmöglich wurde, und sie im Altersheim Lindenmatte ein Zimmer mit Betreuung in der Demenzabteilung erhielt. Sie wurde sehr gut gepflegt und umsorgt, es fehlte ihr an nichts und doch kam zum Ausdruck, dass sie Heim möchte. Das Steini war ihr in ihrem Demenzzustand nicht mehr präsent, doch aber die Egg, dort, wo ihr Leben begann, dort wollte sie zurückkehren. Eine Grippe machte Mutter zu schaffen. Beim letzten Besuch, ich merkte wohl, dass es einer der letzten sein würde, jedoch dachte ich nicht, dass es der Letzte sei, fragte sie mit schwerer Zunge, wie viele Kühe er habe? Zu mir, was hast du heute gemacht und zum Schluss, ich habe immer Freude wenn ihr kommt. Am übernächsten Morgen 27. 2. ist Mutter friedlich eingeschlafen.