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Martha Mani-Hauerter

von Diemtigen, in Erlenbach, Lindenmatte

geb. 17.5.1931; gest. 4.7.2019; best. 16.7.2019


Martha Mani kam am 17. Mai 1931 als jüngstes Kind von Fritz und Hulda Haueter zur Welt. Zusammen mit Bruder Hans und den Eltern lebte sie im Boden in Oberwil. Ihre Schwester Hildi starb in früher Kindheit an den Folgen einer Infektionskrankheit.

Marti erinnerte sich gerne an ihre Kindheit. Sie fühlte sich geborgen und gut umsorgt. Besonders gerne war sie auf Hofluh, weil ihr von da aus der Blick ins Simmental so gut gefiel! Noch im vergangenen Sommer liess sie sich hochfahren, um die Aussicht zu geniessen. Geblieben ist ihr auch die Kälberzüglete auf die Eschihalte Richtung Jaunpass mit Hans. Sie konnten erst nach der Schule starten und mussten sich beeilen. Hans war älter und hatte viel längere Beine. Marti kam mit ihren acht Jahren kaum hinter her. Für den Rückweg mit dem Zug mussten sie zum Bahnhof in Weissenbach rennen. Hans voraus und Marti hinterher. Zu Pressieren gesellte sich noch starkes Nasenbluten. Sie war so froh, als sie endlich wieder zuhause waren.

Nach der Schulzeit in Oberwil verbrachte sie ein Jahr in Bonvillars am Neuenburgersee. Als sie für Weihnachten das erste Mal nach Hause kam und im Zug von Bern nach Spiez sass, fragte sie sich, ob die Berge immer schon so schön waren. Marti hatte Heimweh, brachte aber nach einigem Überlegen die restlichen 4 Monate auch noch hinter sich.

In den folgenden Jahren arbeitete sie auf dem elterlichen Hof und bei Tante Ida Knutti im Lädeli. Zweimal war sie für mehrere Monate in Egnach am Bodensee bei Familie Hasen, wo sich Nachwuchs ankündigte. Sie nahm eine Jahresstelle als Haushälterin in Utzenstorf an und besuchte die Haushaltschule auf dem Schwand. Bevor die Mutter 1956 nach längerer Krankheit verstarb, wurde sie zuhause gebraucht. Als Hans und Luise im selben Jahr heirateten, schmiedete Marti wieder eigene Pläne. Als erstes versuchte sie es in einem Haushalt in Biel, wo es ihr überhaupt nicht gefiel. Heimlich zügelte sie täglich ein paar Habseligkeiten zu ihrer Cousine Idi Metthez in Nidau, bis sie nach einer Woche verkünden konnte, sie wäre dann mal weg.

Marti liebäugelte daraufhin mit der Gouvernantinnenschule in St. Gallen, entschloss sich aber für die Ausbildung zur Hebamme am Frauenspital in Bern. Es war eine glückliche Zeit für sie. Sie liebte den Spitalbetrieb. Da fühlte sie sich wohl und in ihrem Element. Der Grundstein hierfür wurde wohl schon früh gelegt. Bereits ihre Puppen dienten ihr mehr als Patienten denn als Kinder.

Nach der Ausbildung nahm sie eine Stellung im Spital Erlenbach an. 1960 rief man sie zu einer Hausgeburt nach zur Obern in Därstetten. Zufälligerweise wurde Werner gebeten, die Hebamme mit dem Land Rover vom Bahnhof abzuholen. Nur zwei Monate später verlobten sich die beiden und im August 1961 heirateten sie.

Marti und Werner bekamen vier Kinder. Eva kam 1962, Ueli 1964, Katharina 1967 und Martin 1971 zur Welt. Martin verstarb noch am Tag seiner Geburt und Eva völlig unerwartet vor fünfeinhalb Jahren.

Die Familie, das Leben auf dem Bauernhof, ihr Beruf als Hebamme und als Gemeindeschwester prägten viele Jahre Martis Leben. Dabei war sie stets besorgt, dass sowohl privat wie beruflich alle gut versorgt waren. Weit über 1000 Kinder kamen mit ihrer Hilfe zur Welt, einige davon sind heute unter uns. Es kam vor, dass sie nach einem anstrengenden Heuertag eine Nachtschicht im Gebärsaal schob und morgens direkt die Runde durch die Gemeinde drehte, bevor sie eine Mütze Schlaf bekam. Schwägerin Greti sorgte derweil breitwillig dafür, dass die Familie nicht vor leeren Tellern sass. Die beiden verbrachten 52 gemeinsame Jahre auf der Egg und schätzten sich gegenseitig sehr. Martis‘ berufliche Karriere endete 1993 im Altersheim in Erlenbach mit der Pensionierung. Werner hatte schon vorher seine Landwirtschaft aufgegeben, und sie nutzten die Freiheit, die Schweiz und das nahe Ausland zu erkunden. Am liebsten waren sie im Bündnerland. Sie genossen diese Zeit sehr. Den beiden wurden drei Enkeltöchter geschenkt. Um die Älteste, Chantal, kümmerten sie sich viele Jahre, wenn Edith ihren Arbeitspflichten nachging. Anna und Luisa lebten in München, besuchten sie aber mehrmals jährlich. Gelegentlich fand der Besuch auch andersrum statt. Marti gefiel es gut in München.

Werner verstarb im Herbst 2009 und hinterliess eine grosse Lücke. Sie füllte die Zeit mit Gärtnern, Nähen oder Backen. Abends las sie gerne ein Buch, am liebsten Biografien, und sie machte regelmässig Besuche im Altersheim. Haueters im Boden schätzten unter anderem ihre Flickkünste. Mit viel Können verlieh sie jedem Teil ein zweites Leben.

2013 verliess sie die Egg und zog zu Ueli und Edith in die Einliegerwohnung. Da stand auch schon der Plan, eine Seniorenwohnung in Erlenbach zu beziehen. Am 1. Juli 2017 war es soweit. Sie war happy in ihrer kleinen gemütlichen und praktischen Wohnung, die sich etwa ein Stockwerk über den ehemaligen Gebärsälen befindet. Das schuf irgendwie Verbundenheit, und sie genoss die Nachbarschaft und den grossen sonnigen Balkon. Bis im Spätherbst 2017 fuhr sie mit dem Auto, nicht mehr weit, aber es reichte, um Einkäufe zu erledigen oder in die Schaftmatte zu fahren, um im Garten oder rund ums Haus zu werkeln. Hier vergass sie ihr Alter und Ihre Zimperlein.

Nach der Diagnose eines Lebertumors im November 2017 konnte sie dank Therapie nochmals für ein Jahr gute Lebensqualität gewinnen, ein paar Ausflüge unternehmen, Leute besuchen oder einladen. Mit viel Hingabe kochte sie solange wie möglich für ihre Kinder und Grosskinder. Seit Februar schwanden ihre Kräfte zusehends. Am 11. Juni bezog sie ein Zimmer im Seniorenheim Lindenmatte, wo sie am 4. Juli friedlich einschlief.