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Peter Ueltschi-Ueltschi

von Därstetten, in Weissenburg, Dorf.

geb. 5.9.1942; gest. 23.4.2020; best. 1.5.2020


Am 5. September 1942, mitten in den Unruhen des Zweiten Weltkriegs, erblickte Peter Ueltschi das Licht der Welt und machte die Familie von Marie und Richard Ueltschi-Zeller komplett. Mit seinen beiden älteren Brüdern, Walter und Richard, wuchs er in Weissenburg über dem Dorfladen seiner Mutter auf und verbrachte eine sorglose Kindheit. Elise Zeller, sein Grosi, verwöhnte den kleinen Peter nach Strich und Faden. Seine Liebe zu den Tieren und zur Natur entdeckte er bereits früh und verbrachte so manche Stunde im Stall seines Vaters. So war ihm zum Beispiel „Fuxi“, ein zahmer Fuchs, ein treuer Weggefährte.

Das Lesen und Schreiben lernte Peter im Schulhaus Därstetten und hielt mit seinen Streichen so manches Mal die Lehrer auf Trab. Er würde sagen: „Es richtigs Schlitzohr!“ Als die Schulzeit sich so langsam dem Ende neigte, beschäftigten sich seine Schulkameraden und er mit der Berufswahl. Peter hegte den Wunsch, den Beruf des Metzgers zu erlernen. Man kann es ihm nicht verdenken, wer Peter gekannt hat wusste, dass er ein leidenschaftlicher Fleischesser war und für „e guete Bitz Fleisch“ keinen Aufwand scheute. Leider blieb dieser Berufswunsch unerfüllt, denn als jüngster Sohn hatte er die Pflicht den elterlichen Bauernbetrieb zu übernehmen. Als Jüngling hatte er den Wunsch die Welt zu sehen und hatte daher zu Beginn nur mässig Freude am Älplerleben auf Zügegg. Mit jedem Sommer, den er auf der Alp verbrachte, fand er immer mehr Gefallen an diesem Leben in der Abgeschiedenheit in Mitten der Natur zusammen mit dem Vieh. Besonders stolz war Peter auf sein damaliges Pferd, einen grossen Halbblutfuchs aus der Normandie – ein charakterstarkes Tier, das nur auf sein Wort hörte.

In Boltigen lernte er während eines Tanzabends seine spätere Frau Annemarie kennen. Das Glück der Beiden verdoppelte sich mit den Geburten ihrer Töchter Sara und Andrea. Peters ausgeprägter Sinn für die Familie war bewundernswert, so erfüllte es ihn mit Stolz seine Werte und sein Wissen an die beiden Mädchen weiterzugeben. Die Heimat und die Berge hatte er seit seiner Jugendzeit im Herzen und so kam es, dass er so manchen Winter für die Stockhornbahnen, das Skigebiet Lasenberg, arbeitete. Mit seiner Engelsgeduld und doch der nötigen liebevollen Strenge hat er seine Leidenschaft, das Skifahren, beiden Töchtern und später auch seinen Grosskindern beigebracht. In all seinen Jahren als Pistenpatroulleur erlebte er Begegnungen mit den verschiedensten Menschen und hätte mit seinen Geschichten darüber locker ein oder zwei Bücher schreiben können. Ein tragisches Ereignis sollte jedoch besonders in seinem Gedächtnis bleiben: Während einer eigentlich kontrollierten Sprengung eines lawinengefährdeten Schneefeldes geriet Peter mit einem Kollegen in die ausgelöste Lawine und wurde unter den Schneemassen begraben. Gott sei Dank kamen die beiden mit einer Unterkühlung und dem Schrecken davon.

Das Bedürfnis anderen zu helfen prägte Peters Handeln, so war er während Jahren Samariterlehrer im heimischen Samariterverein. Die Freundschaften, welche Peter dort knüpfte, hielten bis ins hohe Alter und wurden mit dem alljährlichen Samaritertreffen gebührend gefeiert.

Ausgedehnte Skitouren mit den beiden Töchtern und auch mit guten Kollegen waren für Peter willkommene Abwechslungen zum Alltag. Ein Erlebnis bleibt in besonderer Erinnerung: Zusammen mit Sara und zwei Freunden wollte er vom Gurnigel aus den Leiterenpass überqueren und kam dabei der Schweizer Armee bei deren Übungsmanövern in die Quere. Der Kommandant erteilte ihnen die Erlaubnis den Pass innert vorgegebener Zeit zu queren und sobald die vier Skifahrer hinter dem Horizont verschwunden waren, erschütterten die Übungsschüsse der Panzer die Erde.

Nach der Aufgabe seines Bauernbetriebes erfüllte sich Peter im 1971 einen Wunsch: Er baute mit handwerklichem Geschick, zusammen mit seinem Vater Richard, auf Zügegg den ehemaligen Guschtistall um. Fortan verbrachte er, wenn die Zeit es zuliess, jede freie Minute in seinem Hüttli dem später genannten „Gamsblick“. Oft begleitete ihn die Familie an den Wochenenden. Sein Hüttli wurde jedoch auch zum beliebten Treffpunkt seiner Jägerkollegen, denn wer Peter kannte, wusste welch exzellenter Waidmann er war. Sein Wissen über Flora und Fauna waren enorm weitreichend, jedoch war es nicht Peters Art damit anzugeben oder gar zu prahlen. Denn wie er zu sagen pflegte, hielt er nicht viel von „Plagöörine“. Eine Geschichte, die er gerne erzählte, trug sich eines Morgens auf Zügegg zu: Peter war mit Feuermachen beschäftigt und erblickte unweit des Hüttlis, am Stufengrind äsend, einen prächtigen Gamsbock, so zögerte er nicht lange und erlegte das Tier nur in Pyjama und Stubenschuhen gekleidet. Die Hörner dieses Gamsbocks erhielten einen Ehrenplatz in seiner Stube. Die Hochjagd in unwegsamem Gelände war seine Leidenschaft und er unternahm so manche Tour durch die Berge des Simmentals, es gab nahe zu keinen Platz den er nicht kannte wie seine Westentasche.

Ganz Familienmensch, der er war, freute sich Peter enorm über die Geburten seiner Grosskinder: Chantal, Alexandra und Alain. Viele Ausflüge hat er mit allen unternommen, ihnen sein Wissen weitergegeben. Alle drei erinnern sich gerne an die gemeinsamen Stunden, sei es beim Holzen auf Zügegg, beim Skifahren auf dem Jaunpass oder beim gemeinsamen Beobachten von Wildtieren in der Dämmerung. Leider litt Peter seit ungefähr seinem 50. Lebensjahr an der heimtückischen Krankheit „Rheuma“, welche ihn schleichend immer mehr einschränkte. So waren nach und nach grosse Jagdtouren oder Wanderungen nicht mehr möglich.

Er liess sich frühzeitig, im Alter von 59 Jahren pensionieren und widmete sich fortan anderen Beschäftigungen: Das Werken und Backen / Kochen. So gab es kein währschaftes oder traditionelles Rezept, das Peter nicht beherrschte. Sein Strüüsslichueche bleibt unvergessen. Peters Kreativität, zusammen mit Annemaries Flair für Blumen und das „Chrämere“ führten dazu, dass die beiden nach der Schliessung des Dorfladens einen weiteren Laden eröffneten: Die Blumenkurve. Dargeboten werden bis heute Blumen und selbstgemachte Dekoartikel. So manches Wohnzimmer wird während der Weihnachtszeit mit einer von Peters Krippen oder Holzlaternen geschmückt.

Solange es die Gesundheit zuliess, reiste Peter mit seinen Jagdkollegen mit nach Frankreich zur Revierjagd. Er liess es sich nicht nehmen auf der Ansitzjagd das eine oder andere Wildschwein zu erlegen und die ganze Mannschaft zu bekochen. Niemand ahnte, am wenigsten Peter selber, mit welcher Begegnung ihm das Schicksal in Frankreich wartete: Als Peter erfuhr, wer bei der Jagdreise alles mit von der Partie sein sollte, wollte er die Reise gar nicht erst antreten. Auf der Gästeliste stand ein Name, der Peter von seiner Jugendzeit nur all zu gut bekannt war und bei ihm nicht gerade in guter Erinnerung war. Gradlinigkeit, Direktheit jedoch auch eine gehörige Portion Eigensinn und Stolz zeichneten Peter aus, so kostete ihn diese Begegnung eine Menge Überwindung. Seine Zweifel erwiesen sich jedoch als unbegründet und die beiden Jäger wurden nach Jahrzehnten der Funkstille dicke Freunde.

In den letzten Jahren stand es um Peters Gesundheit nicht zum Besten und zum Rheuma gesellten sich zahlreiche andere Leiden. All diese Krankheiten trug Peter mit Würde und jammerte nie einen Ton – er war eben ein „Stehaufmännchen“. Seit der vergangenen Weihnachten wurde Peters Lebenslicht jedoch unaufhaltsam schwächer und die Schmerzen weniger erträglich. Peter hat sich dazu entschieden, den Zeitpunkt des Untergangs seiner Lebenssonne selber zu wählen und so leuchten die Sterne der Erinnerungen an ihn seit dem 23. April 2020 hell am Himmelszelt.