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Silvia Erna Berroud - Gertsch

Von Oron (VD) in Weissenburg, beim Sternen.

geb. 03. März 1952; gest. 01. Mai 2024; best. 14. Mai 2024

Lebenslauf von Silvia Erna Berroud-Gertsch

D’Silvia Berroud hat in ihren Notizen zu ihrem Leben mit ihrem Grossvater angefangen: «Unser Grossvater, Gottlieb Gertsch, ist mit siebzehn Geschwistern im Argel aufgewachsen. Das Haus (Schinti) hat er 1899 bauen lassen. Früher war hier eine grosse Linde. Es war nicht nur ein Restaurant, auch noch eine Metzgerei und eine Milchannahmestelle. Sieben von seinen Geschwistern sollen nach Amerika ausgewandert sein, hat man uns erzählt.»
Zu ihren Eltern schreibt Silvia Berroud: «Vater Adolf Gertsch wurde am 15.September 1900 geboren. Er hatte einen Zwillings-bruder, Louis, der mit 14 Jahren gestorben ist. Mutter Emma Riesen, Jahrgang 1924, kam als Dienstmädchen von Rüschegg nach Weissenburg. Mutter war gerade 20Jahre alt, als 1944 Rolf auf die Welt kam.7 Jahre nach Rolf kam Lori im Spital auf die Welt. Am 3. März 1952 kamen dann Ursula und ich auf die Welt. Laut Erzählung war es in der Nacht. Vater musste die Hebamme mit dem Fahrrad in Därstetten abholen. Als die beiden hier ankamen, waren wir schon auf der Welt. Niemand weiss genau, wer zuerst auf die Welt kam, weil Mutter bewusstlos war. Ursula und ich genossen es im Mittelpunkt zu stehen. Lori, nur ein Jahr älter als wir zwei, war ein bisschen im Nachteil. Bruder Rolf war für uns eine sehr wichtige Person. Er musste viel auf uns aufpassen, weil Mutter und Vater viel arbeiten mussten. Die Schule besuchten wir bis in die vierte Klasse in Därstetten. Die Sekundarschule haben wir dann in Reidenbach besucht. Im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter mit der Eisen-bahn. Im Sommer hat uns Götti Röbu immer für zwei Wochen zu den Grosseltern nach Rüschegg geholt. Da waren wir immer sehr gerne. Was ich noch vergessen habe, Rolf hat mir in der vierten Klasse das Gitarrenspiel gelehrt.» Eindrücklich schildert Silvia Berroud die Platzverhältnisse in der «Schinti» in ihrer Kindheit und Jugend: «Grossmutter mit Tanta Anna beanspruchte zwei Zimmer mit Küche. Sie beanspruchten am meisten Platz. So blieben uns nur zwei Zimmer. Das war wenig Platz für uns fünf. Rolf war damals schon ausgezogen.» Nach der obligatorischen Schulzeit, machte Silvia die Ausbildung zur Coiffeuse bei Frau Fischer in Wimmis, und ihre Zwillingsschwester lernte in Oey Schneiderin. Über diese Zeit schreibt sie: «Wir hatten eigentlich eine gute Zeit. Sind gerne tanzen gegangen. Haben mit den Gästen gesungen. Das war schon lustig. Zum Leidwesen von Vater, der vom Alter her mit den drei pubertierenden Mädchen nicht viel anzufangen wusste. Traurig war für uns, dass Mutter sehr zurückgezogen gelebt hat. Sie war sehr schüchtern, ging nicht viel von Haus, Schulbesuche keine! Mit zwanzig musste ich den Fünfwochenkurs besuchen. Die Autoprüfung habe ich auch gemacht. Ein Jahr habe ich dann bei P. Bachmann in Reichenbach gearbeitet. Vater und Mutter waren dann alleine. Früher hatten sie auch Servier-töchter. Da habe ich beschlossen zu Hause zu helfen. Aus Grossmutters Küche habe ich ein kleines Coiffeurstübli eingerichtet und in der Gaststube geholfen. Im Jahr 1975 kam René ins Restaurant. Im Oktober haben wir geheiratet. Am 7. März 1976 kam Roger auf die Welt.» Das Ehepaar Berroud zog ins Weissenburgdörfli. Silvia ging weiter in der Schinti helfen. Als 1977 die Mutter starb, stellte sich die Frage, wie es mit dem Restaurant weiter geht. Das Ehepaar Berroud entschied sich das Reataurant umzubauen, schliesslich war René ja Beck-Konditor und auch Koch gewesen. Der Umbau war streng, erwartete Silvia doch Patric. 1979 eröffnete das Ehepaar das Restaurant wieder. Es lief gut an. Am 2.Januar 1980 kam Patric auf die Welt. Ueber die folgende Zeit schreibt Silvia Berroud: «Mit zwei Kindern und Restaurant hatten wir genug zu tun. Als die zwei Buben aus dem Gröbsten waren, musste René wieder einer Arbeit nachgehen, sonst hätten wir das Restaurant nicht halten können.» Wie wichtig Silvia Berroud ihre beiden Söhne waren, kann diesen Worten entnommen werden: «Die Schule hatten Roger und Patric gut geschafft. Sie waren selbstständig, haben auch nie viel gefehlt. Manchmal hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, da ich nicht viel Zeit hatte. Aber so wurden sie selbstständig. Jeden Sommer sind wir in den Urlaub gefahren. Das haben sie sehr genossen. Eines muss ich sagen: Die Thun-grosseltern und auch Vater haben uns viel geholfen. Wenn sie nicht gewesen wären, hätten wir es vielleicht nicht die 36 Jahre geschafft.» Es lief nicht schlecht. Die Söhne machten ihre Ausbildungen und René arbeitete.

Am 16. Februar 2011 brach sich Silvia Berroud die Achsel. Damit aber noch nicht genug: Im Mai dieses Jahres wurde bei ihr auch noch Brustkrebs diagnostiziert. 2016 wurde auch noch COPD festgestellt. Nach 36 Jahren schloss das Ehepaar Berroud das Restaurant. Silvia Berroud schreibt dazu: «Es war eine schöne Zeit. Streng, aber lustig. Hatten sehr liebe Gäste gehabt. Viele Feste gefeiert. Taufen Hochzeiten, Konfirmationen und Geburtstage. Jetzt muss ich sagen, mit der Krankheit könnte ich das alles nicht mehr machen. Gott sei Dank, haben Roger und Patric geholfen das Haus umzubauen. Auch wenn es nicht fertig ist, sie haben immer noch viel zu tun.» Was Silvia Berroud aufgeschrieben hat, endet mit den Worten: «Danke an alle, die hier mitgeholfen haben.»

Die Krankheit schränkte Silvia Berroud immer mehr ein. Bald ging es ohne Sauerstoff gar nicht mehr und alles wurde anstrengend. Konnte es Ehepaar Berroud erst noch Ausflüge machen, war dies auch nicht mehr möglich. Dank dem Ehemann, den Söhnen und der Familie des einen Sohnes und der Frauen der Spitex, konnte Silvia Berroud zu Hause bleiben. Die Besuche wurden seltener. Viel schaute sie Fernsehen. Schliesslich kam der Moment, an dem sie schweren Herzens in die Lindenmatte umzog. Durch den Kontakt mit dem Personal und den Bewohnern, aber auch der Besucher, blühte Silvia Berroud nochmals auf. Aber sie wusste, dass das nur für kurze Zeit war. In diesem Jahr wurde sie auf die Palliativ-Abteilung des Spital Thun verlegt. Am 1. Mai 2024 schlief Silvia Berrouddort begleitet von ihrer Familie für immer ein.